In einer privaten Schauspielschule: Was als Leseprobe für das Abschluss-Vorspiel vor den Intendanten der Theater beginnt - mit einem renommierten Regisseur, der die "Antigone" auf die Bühne bringen will -, gerät außer Kontrolle und wird zu einem künstlerischen und persönlichen Desaster, aus dem allerdings Neues hervorgeht.
Lyonel
Steht in diesem „Werk“ etwas über einen schwarzen Jungen, der mit seiner deutschen Mutter in Baltimore aufgewachsen ist, der Beste des Jahrgangs war, aber nicht aufs College konnte, weil seine Mutter kein Geld und er niemandem hatte, der ihm zu einem Stipendium verhelfen konnte, der dann allein nach Deutschland gegangen ist und sich hier durchgeschlagen hat bis zum Schauspielstudium?
SCHWERTER
Wohl nicht. Aber es steht etwas darin über Unter(drückte)...
Lyonel unterbricht ihn.
Lyonel
Dann interessiert mich das „Werk“ nicht.
Semira
Und steht da etwas über eine junge Frau, die vor ihrer Familie weglaufen musste, weil sie nicht Ehefrau, sondern Schauspielerin werden will?
SCHWERTER
Nein, obwohl in dem Werk viel über starke Frauen steht. Wollen Sie tatsächlich die Geschichte zensieren und neu schreiben?
Lyonel
Ja, genau, das wollen wir.
Semira
Menschen, die so was oder was anderes Mieses getan haben oder zugelassen haben – die boykottieren wir, die verbannen wir aus dem öffentlichen Raum, die holen sie von den Denkmälern runter.
lyonel
So wie euren Syphilis-Sophokles.
Wagemuth
Etwas mehr Respekt bitte!
SCHWERTER
Sie machen also keinen Unterschied zwischen dem Werk und seinem Autor, nein?
Ein todkranker Mann versammelt seine Jugendfreunde - inzwischen Mitte 50 -, um das Grundstück seiner Mutter, am Baggersee, zu retten. Doch es hatte Gründe, warum sich die Freunde seit dem Ende der DDR nicht wiedergesehen haben...